Nadines erster Besuch im Bikepark – How (not) to!
Schlepp-Lift. Daran denke ich zuerst, wenn ich an meinen ersten Bikepark-Besuch denke. Gefolgt von What the f***?
Da stehen wir nun. Chris nervös. Ich nervös. Naja Chris nicht wegen sich, sondern wegen mir, er hat mir ja angemerkt, dass ich eh schon Respekt vor der anstehenden Action im Bikepark hatte. War ja bisher nur einmal in meinem Leben Downhill fahren. Hm, war das so richtig Downhill? Keine Ahnung. Im Nachhinein betrachtet eher bisschen krasseres Mountainbiken – das war ja schließlich im Sportschullandheim mit 14. Schon eine Weile her. Ok zurück zum Schlepp-Lift, komplett unbekannt ist mir der Lift nicht. Kenn ich ja vom Snowboarden. Aber wie läuft das mit einem Bike ab? Wo soll da bitte der Bügel hin? Und wie hält der? Wie komm ich aus dem Lift raus?
Chris hat genug Zeit mir alles zu erklären, denn die Schlange am Lift ist einen gefühlten Kilometer lang. Zuschauer sind also save! Yes! Vor uns: Ein Vater mit seinem Sohn. Die beiden haben das zuvor auch noch nicht gemacht und bilde mir ein, die sind nervös. Sind sie es wirklich? Egal, mich beruhigt es! Übrigens: laut Chris kommt so ein Schlepp-Lift in einem Bike-Park recht selten vor!
Solltest du aber so viel Glück haben wie ich und doch auf einen treffen, gibt es hier eine kurze Anleitung für dich:
- Dreh erstmal bisschen durch.
- Atme tief durch und komm runter.
- Stell dich am Lift an.
- Fahr deine Sattelstütze runter.
- Du bist der / die Nächste? Geh zum Lift-Einstieg.
- Setz dich auf dein Bike.
- Stell dich auf deine starke Beinseite ä und den anderen Fuß platzierst du schon mal auf dem Pedal. Du stehst auf der rechten Seite? Dann halte auch mit der rechten Hand deinen Lenker fest.
- Dreh dich über links nach hinten.
- Nimm den dir entgegenkommenden Bügel mit der linken Hand.
- Hake ihn unter deinem Sattel ein.
- Dreh dich wieder nach vorne und lass deine linke Hand vorsichtshalber noch am Bügel.
- Bleib jetzt locker. Der Lift zieht dich, vielleicht erstmal etwas ruckelig.
- Entscheide nach ein paar Metern selbst, ob du die Hand vorsichtshalber am Bügel lassen willst oder lieber mit beiden Händen den Lenker halten willst.
Tipp: Es kann sein, dass du den Bügel zwischendurch wieder etwas nachrücken musst. Sei also bereit, falls dir z.B. ein kleines Schlagloch auf dem nach oben begegnet. - Kurz vorm Ausstieg ziehst du den Bügel mit derselben Hand wie beim Start, vom Sattel weit nach außen weg, sorge für genügend Abstand zwischen dir und dem Bügel und lass ihn dann los
- Schau, dass du so schnell wie möglichst und weit vom Ausstieg wegkommst, bevor du nen Bügel an den Kopf gepfeffert bekommst
- Absteigen und hinsetzen, damit sich die wackeligen Beine beruhigen können
Geschafft! Auch ich hab es damals so geschafft ohne rauszufliegen. Nachdem ich mich nach einer kleinen Pause vom Schlepp-Lift-Erlebnis erholt habe, war ich bereit für eine Portion Achterbahnfeeling im Flow-Trail. Diese Art von Trail eignet sich super für Anfänger.
Was ist ein Flow-Trail? Flowig, wellig, das ist typisch für diese Streckenart. Die Streckenführung ermöglicht ein besonders flüssiges Fahren. Ohne viel Anstrengung und fast wie von selbst rollt man durch Steilkurven und über kleine Wellen. Auch kleine bis mittlere Sprünge, vorwiegend Tables und leichte Holzelemente findet man auf dem Flow-Trail, diese können aber normalerweise weiträumig umfahren werden. Dadurch eignet sich ein Flow-Trail auch super für ungeübte Mountainbiker und Mountainbikes mit wenig Federweg.
Chris hat mir vor der Abfahrt wieder ein paar Tipps gegeben:
Allgemeine Verhaltensregeln im Bikepark
- Fahr auf die Seite, wenn du stehen bleibst
- Bleibt nicht hinter Sprüngen oder Kurven stehen
- Nimm Rücksicht auf andere, lass geübtere Biker auch mal durch
- Schmeiß keinen Müll weg
- Ist jemand gestürzt, dann frag nach ob er / sie Hilfe braucht
Grundhaltung auf dem Mountainbike
- Stell dich waagrecht auf deine Pedale
- Verteile dein Körpergewicht gleichmäßig auf beide Pedale
- Beuge leicht deine Knie und Ellenbogen, um Schläge und Unebenheiten abfedern zu können
- Dein Körperschwerpunkt liegt mittig über dem Tretlager
- Dein Rücken ist gerade
- Dein Gesicht befindet sich etwa über dem Vorbau
- Leg deine Zeigefinger auf die Bremshebel, um jederzeit bremsbereit zu sein
- Schau immer ein paar Meter nach vorne auf den Trail, nicht auf den Boden
Richtig Kurven fahren im Flow-Trail
- Pass deine Geschwindigkeit vor der Kurve an
- Schau beim Einfahren in die Kurve bereits auf den Kurvenausgang oder besser gleich auf die nächste Kurve
- Den kurveninneren Arm leicht beugen und den kurvenäußeren anwinkeln
- Das kurvenäußere Knie leicht anwinkeln und das kurveninnere stärker beugen
- Stell die Pedale entsprechend der Beinstellung. Das kurvenäußere zeigt nach unten und
das kurveninnere nach oben - Der Körperschwerpunkt ist weiterhin zentral über dem Bike
- Beim Kurvenausgang aktiv aufgerichtet aus der Kurve fahren
Mit diesen Tipps jeder Menge Respekt im Gepäck bin ich losgefahren. Damit Chris mir während der Fahrt weitere Tipps / Anweisungen geben und mich gleich korrigieren konnte, bin ich vor ihm gefahren. Zu wissen, dass er hinter mir war und quasi auf mich aufgepasst hat, hat mich beruhigt. Ich war wirklich nervös war und hatte Beine wie Wackelpudding. Das lag nicht direkt am Biken oder am Trail an sich, sondern eher am Neuen, am Unbekannten. Das sorgt ja meistens für die größte Aufregung. Unten angekommen war ich richtig geflashed! Bäääm war das geil. Gleich nochmal bitte!
Mein Brudi, der Schlepp-Lift hat schon sehnsüchtig auf mich gewartet. Das zweite Mal war ich ziemlich gechillt und bin wieder ohne große Probleme oben angekommen. Ich war bereit für eine weitere Runde Flow-Trail, aber leider nicht das Wetter. Es hat auf einmal wie aus Eimern geregnet und innerhalb von ein paar Minuten waren wir klatschnass. Haben uns dann kurz bei einer Hütte am Berg untergestellt, uns aber kurz darauf entschieden, doch gleich runterzufahren. Ich weiß nicht was da los war mit mir… mein Kopf war leer, ich war einfach in meiner eigenen Welt. Obwohl es durch den Regen ganz schön rutschig war, muss ich laut Chris richtig schnell unterwegs gewesen sein 😀
Ich war nass, schmutzig, happy und wieder stolz wie Oskar danach. Leider war das wegen dem schlechtem Wetter die zweite und auch schon letzte Abfahrt bei meinem ersten Besuch im Bikepark. Mehr hat es aber nicht gebraucht, um mich vom “richtigen” Biken zu überzeugen. Ich war angefixt!
Jetzt musste nur noch die richtige Schutz-Ausrüstung fürs nächste Mal im Bikepark her. Unsere Tipps dazu findest du in diesem Blog-Post Schutzausrüstung für den Bikepark.