Der perfekte Van für das Abenteuer Vanlife – Teil 3

Willkommen bei Teil 3 unseres Autokauf-Tutorials! Du hast gesucht und gefunden – ausgezeichnet! Das heißt also, es gibt mindestens ein Objekt der Begierde. Schreiten wir also zur Tat, dem KAUF!
CHECKLISTE
- Dein Budget
- Grundlegende Anforderungen
- Einsatzgebiet und Nutzungszeit
- Eigenleistung
VAN-SUCHE
- Geeignete Marktplätze/ Händler
- Verkaufsanzeigen richtig bewerten
- Welcher Umkreis ist der Richtige?
- Überführung eines Fahrzeugs
VAN-KAUF
- Wie kauft man richtig?
- Auf was soll ich beim Fahrzeug achten?
- Mögliche Nebenkosten
- Verhandlung: Do’s und Don’ts
- Nach dem Kauf
Nochmal schnell abchecken, ob du alles richtig überlegt hast? Zu Teil 1 geht es hier zurück: Den perfekten Van finden – Teil 1
Teil 2 findest du hier: Den perfekten Van finden – Teil 2
Wie kaufe ich richtig?
Tatsächlich gibt es keinen perfekten Kauf. Ausser du ziehst einen nagelneuen Oldtimer aus einer Scheune, findest einen Koffer Geld darin und musst noch nicht mal dafür zahlen. Da dies recht selten passiert, konzentrieren wir uns also lieber wieder auf die Wirklichkeit.
Du stehst im besten Fall BEI TAGESLICHT auf dem Parkplatz eines SERIÖSEN Händlers, dessen Gebäude tatsächlich gemauert ist. In deiner Hand hältst du einen mängelfreien TÜV-Bericht, das Scheckheft des Fahrzeugs und beide Schlüssel dazu. Bevor du es anlässt ist der Motor noch kalt, es wurde nicht bewegt und unter dem Auto ist weder ein (Öl)fleck noch 30cm rundum hoch gewachsenes Unkraut zu finden. Letzteres könnte darauf hindeuten, dass an dem vermeintlichen Hammerangebot etwas faul ist und der Wagen schon länger steht.
Auf keinen Fall empfehlen kann ich dir, im Dunkeln (per Taschenlampe) das Traumauto zu begutachten. Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit wirst du mindestens eine Enttäuschung am nächsten Morgen erleben, ausser du weißt 1000% genau, was du da machst. Auch bei Aussagen wie “hab ihn schon Mal warmlaufen lassen” oder blitzeblanken Motorräumen trotz höherer Laufleistung immer aufpassen. Ebenfalls vermeiden solltest du, mit deinem Fuß gegen Reifen zu treten und dein geballtes Fachwissen durch Kopfschütteln, Seufzen und andere Laute kundzutun. Fast jeder Händler weiß was er da stehen hat und handelt täglich mit Autos. Er weiß mehr. Und vor Allem genau, was er damit verdienen muss. Wenn er das Fahrzeug übrigens “im Auftrag” verkauft, oder nur an Gewerbe, Export oder sonstiges, schließt er hiermit die gesetzlich vorgeschriebene Gewährleistung aus, die er sonst geben müsste.
Privatkauf
Beim Privatkauf ist es etwas anders – hier ist die Range groß. Über Abzocker, Kenner und Unwissende gibt es hier eine riesige Bandbreite. Ganz wichtig ist hier dein Instinkt – hast du ein schlechtes Gefühl, lass es bleiben. Kommt der Typ und sein Kumpel, die dir hier schon 30 Minuten die Story ihres Lebens auftischen, komisch vor? Lass es einfach. Die nette Omi möchte ihr kaum genutztes Wohnmobil loswerden, aber die Schlüssel sind abgewetzt und die Armlehnen ebenfalls? Da stimmt was nicht, das Ding hat wahrscheinlich mindestens so viele Zigtausend Kilometer gesehen wie die nette Omi Jahre.
Der Verkäufer hat stapelweise Verkaufsformulare in seiner Garage – kann vorkommen – genau aufpassen, Viele betreiben hier lukrativ Handel der eigentlich gewerblich ist.
Checkliste am Fahrzeug!
Diese Punkte solltest du beachten:
- 1 oder 2 Schlüssel vorhanden? Zustand (optisch) der Schlüssel?
- Beim Einsteigen: Riecht es im Auto modrig/muffig?
- Beim Einsteigen: hebe die Tür senkrecht an, hat diese Spiel?
- Tür zu – wie schaut die Innenseite der Türverkleidung aus?
- Lenkrad abgegriffen?
- Schlüssel im Schloss, hat dieser deutlich Spiel?
- Bevor du startest, Blick in den Motorraum: Alles glänzt und strahlt oder nachvollziehbarer Dreck bzw. Begründung?
- Schau nach Kontrollzetteln von Flüssigkeitswechseln, diese kannst du mit dem Serviceheft abgleichen
- Zündung an – was passiert im Display? Fehlermeldungen oder Warnsymbole, die nicht verschwinden?
- Motor an (Vorglühen beim Diesel beachten). Ist er laut? Macht er nagelnde, klopfende Geräusche? Kommt eine Wolke aus dem Auspuff, wenn ja, welche Farbe?
- Leerlaufdrehzahl okay oder zu hoch/niedrig? Nach 1 Minute merklich runderer/ besserer Lauf? Noch Warnsymbole im Display zu sehen?
- Spiel mit den Fensterhebern rum – funktionieren Alle? Gleiches gilt fürs Licht und andere “Hardware”.
- Klima falls vorhanden, gleich einschalten und komplett runterdrehen. Da diese immer ein paar Minuten braucht bis sie anfängt zu kühlen, kannst du in Kürze prüfen ob sie funktioniert.
- Klima läuft? Gut.
- Probefahrt machen. Servolenkung komplett benutzen, fällt hier etwas auf? Ruckelt diese, gibt es Geräusche?
- Hat das Lenkrad Spiel?
- Geradeauslauf ist okay? Bremsen/ Schalten/ Kuppeln auch? Gibt es mahlende/ klopfende Geräusche aus dem Bereich der Achsen/Räder?
- Zieht der Turbo sauber durch? Gibt es Rauchentwicklung bei Last?
- Verzieht er beim Bremsen nach links/rechts?
- Nach der Fahrt: Wie schaut der Motor aus, irgendwo Flüssigkeit/Glanz zu sehen? Riecht es verschmort/ verbrannt?
- Unter dem Auto: Sind an den Achsen/Leitungen/am Tank oder den Stutzen ausgetretene Flüssigkeiten sichtbar? Gerne bleiben Tropfen zB am Differential, Ölwanne oder der Getriebeglocke hängen.
- Schau auf die Reifen. Sind diese Innen stärker abgefahren als aussen oder andersrum, ist Spur/Sturz verstellt.
- Nicht vergessen die Scheibe genau zu inspizieren, oft findet man kaschierte Steinschläge.
- Thema Rost: Alles genau begutachten. Die üblichen Verdächtigen sind Schweller, Radkästen, Türen und Kotflügel. Scheibenrahmen ist vor Allem bei manchen älteren Fabrikaten ein Kandidat, der schnell kostspielig werden kann.
- Lack und Spaltmaße – sie deuten oft auf reparierte Unfallschäden hin.
Eine lange Liste – aber das sollte fast alle Hauptpunkte umfassen.
Welche Kosten gibt es beim Kauf?
Neben dem eigentlichen Kaufpreis kommen noch ein paar Euro auf dich zu. Schließlich braucht es noch Nummernschilder, eine Zulassung, einen Fahrzeugschein und -Brief auf deinen Namen und Steuer sowie Versicherung.
Fangen wir mit den Schildern an, da kostet der Satz im Regelfall zwischen 25 und 35 Euro. Die Zulassung und das Umschreiben des Fahrzeugs auf deinen Namen ist ebenso notwendig – Hier kannst du ca. 20 – 40 Euro einrechnen. Je nach Landkreis und Wohnort ist hier die Differenz begründet. Wenn du noch Kurzzeitkennzeichen zur Überführung brauchst, kommen nochmal die Kosten der Kennzeichen auf dich zu. Für die Überführung ist zumindest auch eine evB-Nummer der Versicherung notwendig, diese ist im Regelfall kostenlos, wenn du bei der dementsprechenden Versicherung dann auch den Vertrag abschließt. Grob gesagt kannst du also mit ca. 60-80 Euro rechnen – diese Kosten entstehen, bis das KFZ auf deinen Namen zugelassen und startklar für den Strassenverkehr ist. Die tatsächlichen Steuer- und Versicherungskosten kommen dann ebenfalls noch dazu.
Eventuell möchtest du mit dem Kauf noch einen frischen TÜV, dann entstehen natürlich ebenfalls zusätzliche Kosten. Die Prüfung besteht aus HU (Hauptuntersuchung) und AU (Abgasuntersuchung). Wie der Name sagt wird bei der HU das gesamte KFZ kontrolliert und bei der AU die Abgaswerte. Der TÜV schlägt mit 90-120 Euro zu Buche. Sollen dabei noch Sachen eingetragen werden, steigt dies natürlich an. Wichtig im Falle von Eintragungen: Den TÜV-Besuch vor dem Ausstellen der Fahrzeugpapiere machen! Ansonsten müssen diese neu ausgestellt werden und verursachen doppelte Kosten.
Das war’s mit den groben Nebenkosten zum Fahrzeugkauf.
Der Kauf: Do’s und Don’ts
Wichtig: Gegen den Reifen zu treten und zu erzählen, wie schlecht das Auto eigentlich ist, bringt dich sicher nicht ans Ziel.
Verkäufer kennen diesen trick.
So sieht’s aus. Die Meisten laufen rund ums Auto, um dann gegen den Reifen zu treten, so zu tun als ob sie doch kein Interesse mehr haben und fragen mehr als beiläufig entweder: “Was willste dafür haben?” oder “was ist der letzte Preis?” oder “Ich geb dir XYZ Euro aber nicht mehr”.
Das Problem: Der Verkäufer hat meist einen fixen Preis im Kopf, bzw. kennt er seinen Einkaufspreis und weiß, was er daran verdienen muss. Oder was der Marktwert ist – und darunter muss er nicht verkaufen, sondern kann einfach auf den nächsten Kaufinteressenten warten.
Ihr habt also einen Wunschpreis und einen Maximalpreis (bei dem Alles perfekt wäre) im Kopf, der Verkäufer hat seinen Zielpreis. Normalerweise sollte es bei realistischen Annahmen dann zumindest eine Überlappung der Preisgrenzen geben. Da man sich ja normalerweise ein Auto raussucht, welches maximal im Bereich des höchsten Betrages liegt, den man ausgeben will geht es also meist darum, in die Nähe seines Wunschpreises zu kommen.
Ich persönlich halte es ehrlich. Wenn das Auto meinen Vorstellungen entspricht, muss ich das zwar nicht direkt sagen, aber ich kann zumindest signalisieren, dass ich mich damit anfreunden könnte wenn man sich denn beim Preis einig wird. Fairerweise setze ich das Einstiegsgebot nicht unterirdisch an, das sage ich auch. Alles hat seinen Wert, und das sollte man meiner Meinung nach auch aus Respekt beachten. Ich finde stichhaltige Gründe, warum ich den Preis niedriger ansetzen würde und gebe dem Verkäufer damit einen verständlichen Grund, warum er mir im Preis entgegenkommen soll. Im Regelfall komme ich damit gut an den Wunschpreis ran. So einfach ist es. Klar gibt es viele Tipps zu Strategien, Tricks, NLP – also der “Programmierung” seines Gesprächspartners, aber ich fahre mit meiner Strategie bis jetzt gut. Und schlafe damit auch mit ruhigem Gewissen.
Das war’s dann – entweder herzlichen Glückwunsch zum (hoffentlich) erfolgreichen Kauf oder lass den Kopf nicht hängen – dieser Bus war dann wohl der Falsche für dich. Wir hoffen, unsere Zusammenfassung hat dir vielleicht das Ein- oder Andere Mal geholfen und dir eine bessere Entscheidung ermöglicht.
Einen Extra-Teil haben wir noch: Teil 4, der Bericht zu unserem Kauf:
Teil 4 ist noch in Arbeit 😉
Ein Gedanke zu “Der perfekte Van für das Abenteuer Vanlife – Teil 3”